Ein gutes Glas Wein gehört für viele Menschen zum entspannten Abend einfach dazu. Doch nicht jeder verträgt den Genuss gleich gut. Kopfschmerzen, Hautrötungen oder Magenprobleme können Hinweise auf eine Unverträglichkeit sein – oft wird dabei das Thema Histamin genannt. Doch was steckt wirklich hinter „histaminfreie Weine“ oder „histaminarmen“ Weinen, und worauf sollte man beim Kauf achten?
Was ist Histamin – und warum kann es Probleme machen?
Histamin ist eine natürlich vorkommende Substanz, die im Körper viele wichtige Aufgaben erfüllt – etwa bei Immunreaktionen oder der Verdauung.
Auch in Lebensmitteln ist Histamin enthalten, vor allem in fermentierten oder lange gereiften Produkten wie Käse, Wurst oder Wein.
Menschen mit einer sogenannten Histaminintoleranz reagieren empfindlich auf erhöhte Mengen. Ihr Körper kann das Histamin nicht schnell genug abbauen, wodurch Symptome wie Kopfschmerzen, Hautjucken, Schwindel, Magenbeschwerden oder Herzklopfen und viele andere auftreten können.
Wie entsteht Histamin im Wein?
In frischen Trauben steckt kaum Histamin. Der Stoff entsteht erst während der Weinherstellung – insbesondere bei der Gärung, wenn Hefen und Bakterien am Werk sind.
Bestimmte Herstellungsprozesse, wie die malolaktische Gärung oder eine längere Lagerung in Holzfässern, fördern die Bildung von Histamin. Je länger der Wein reift oder je stärker er oxidativ ausgebaut wird, desto höher kann der Histamingehalt ausfallen.

Gibt es wirklich „histaminfreie“ Weine?
Ganz histaminfrei sind Weine praktisch nie. Der Begriff wird meist verwendet, wenn die gemessenen Werte extrem niedrig sind – häufig unter 0,1 Milligramm pro Liter.
Solche Weine gelten als „histamingeprüft“ oder „histaminarm“, sind aber nicht offiziell als „histaminfrei“ zugelassen.
Die individuelle Verträglichkeit ist zudem sehr unterschiedlich: Ein Wein, der für eine Person unbedenklich ist, kann bei einer anderen trotzdem Beschwerden auslösen.
Wie Winzer Histamin im Wein reduzieren
Winzerinnen und Winzer, die sich auf histaminarme Produktion spezialisiert haben, setzen auf besonders saubere und kontrollierte Herstellungsverfahren. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören:
- Gesunde Trauben: Nur einwandfreies Lesegut ohne Fäulnis verringert die Keimbelastung.
- Hygienische Verarbeitung: Saubere Tanks und Schläuche verhindern ungewollte Gärprozesse.
- Kontrollierte Gärung: Der Einsatz ausgewählter Reinzuchthefen kann die Histaminbildung deutlich senken.
- Verzicht auf malolaktische Gärung: Diese zweite Gärphase wird oft ausgelassen, um Histamin zu vermeiden.
- Ausbau im Edelstahltank: Hier lässt sich die Temperatur besser steuern, wodurch weniger Histamin entsteht.
Das Ergebnis sind Weine mit niedrigeren Histaminwerten, die für viele empfindliche Menschen besser verträglich sind.
Welche Weine gelten als besser verträglich?
In der Regel enthalten Weißweine und Schaumweine weniger Histamin als Rotweine.
Das liegt daran, dass Weißweine schneller vergären, kürzer mit den Traubenschalen in Kontakt sind und seltener eine malolaktische Gärung durchlaufen.
Auch junge, frische Weine gelten tendenziell als verträglicher als lang gereifte Rotweine oder Holzfassweine.
Rotweine können jedoch ebenfalls mild ausfallen – insbesondere, wenn sie schonend verarbeitet und früh abgefüllt werden.
Da die Reaktion auf Histamin individuell ist, hilft letztlich nur: ausprobieren, kleine Mengen testen und den Körper beobachten.
Tipps für Verbraucherinnen und Verbraucher
Wer empfindlich auf Wein reagiert, sollte beim Einkauf auf einige Punkte achten:
- Achte auf Hinweise wie „histamingeprüft“ oder „histaminarm“ und konkrete Laborwerte.
- Frische, junge Weine sind oft bekömmlicher als gereifte.
- Lieber kleine Mengen probieren und die eigene Verträglichkeit testen.
- Bei wiederholten Beschwerden kann eine ärztliche Beratung sinnvoll sein.
Ein Ernährungstagebuch kann ebenfalls helfen, Zusammenhänge zwischen bestimmten Weinen und Symptomen zu erkennen.
Grenzen und individuelle Unterschiede
Auch wenn es Weine mit sehr niedrigen Histaminwerten gibt – eine absolute Verträglichkeit lässt sich nicht garantieren.
Neben Histamin spielen auch Alkohol, Sulfite und andere biogene Amine eine Rolle. Sie können ähnliche Reaktionen hervorrufen.
Die Verträglichkeit hängt daher immer vom Zusammenspiel vieler Faktoren ab – und vom eigenen Körper.
Wichtig ist, bewusst zu genießen, auf Qualität zu achten und den eigenen Körper ernst zu nehmen.
Fazit
Histaminfreie oder histaminarme Weine können eine gute Alternative für empfindliche Genießerinnen und Genießer sein.
Sie entstehen durch besonders saubere, kontrollierte Herstellungsverfahren und weisen meist deutlich geringere Histaminwerte auf.
Wer Wein liebt, aber unter Unverträglichkeiten leidet, muss also nicht zwangsläufig verzichten – mit etwas Aufmerksamkeit und der richtigen Auswahl steht dem genussvollen Glas nichts im Weg.
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